Kürzlich fiel mir ein Artikel über Belcanto und Cornelius L. Reis vom 23.2.2008 in die Augen. Der Autor, Hans-Jörg Schnass, nahm bis kurz vor seinem Tod 2008 bei ihm Unterricht und beschreibt lebendig seine Eindrücke, die er während seiner Stimmwochen in New York über mehrere Jahre verteilt mitnahm. Cornelius L. Reid war nach dieser Darstellung ein echter Nachfahre  des Italieners Lamperti, zugleich begabt wie der Spanier García, der an der eigenen Stimme und denen seiner Schüler seine Beobachtungskunst für Stimmen geschult hatt.

Die meisten Sänger/innen verdanken einem Meister dieser alten Schule den diamantenen Schliff für ihre Stimmen: ein samtweiches Vibrato, runder voller Klang mit eigenwilligem, unverkennbar individuellem Kern und doch weichem Charakter, volltönend im großen Saal und doch hauchfein bis ins winzigste Piano herunterdimmbar, so kann sich eine Stimme nur unter der einfühlsamen Anleitung eines talentierten Lehrers entfalten. Cornelius L. Reid und Frederick Husler waren zwei herausragende Könner mit besonderen pädagogischen Gaben. Da mich der Artikel sehr angesprochen hat, möchte ich den Link hier einfügen für alle, die gern mehr über Belcanto und wie der Unterricht vor sich geht, wissen möchten. Es kommt nicht darauf an, wie berühmt der Belcanto Lehrer auf der Bühne war, sondern, wie gut sein Ohr geschult ist, angespannte oder zu lockere Muskelfunktionen und dysharmonische Muskelarbeit herauszuhören und mit sanften Methoden zu korrigieren. Viele Jahre intensiver Beobachtung der eigenen Stimme und anderer großer Stimmen sind notwendig, um diese intuitive Fähigkeit weiterzuentwickeln. Wer als Sänger/in in der Ausbildung auf einen solchen pädagogischen Könner im Gesang trifft, kann sich glücklich schätzen, denn sie sind so selten wie Diamanten unter Halbedelsteinen.

Hier der Link zum Artikel, einem Nachruf auf Cornelius L. Reid, 1911 bis 2008, von 2008

Hier ein Link zu seinen Büchern   Literatur: Funktionale Stimmentwicklung von C. L. Reid